Die Entwicklung einer Erle 
der lange Weg zur Ausstellungsreife
 

Laubbäume brauchen Zeit, sagt man. Viel Zeit, um sie zu einem ansehnlichen Bonsai mit entsprechender Feinverzweigung reifen zu lassen. 

2015 hatte ich das Glück, auf Ebay einen Erlen-Rohling für kleines Geld zu ergattern. Außer einem dicken Stamm in einer großen Anzuchtschale aus Kunststoff war anfangs nicht viel vorhanden. Der Baum wanderte so auf ein Regal in meinem Garten, ohne dass ich – wie so oft schon vergessen – ein Foto von ihm gemacht hätte.

Im Frühjahr 2016 wurde die Erle das erste Mal in eine Bonsai-Schale umgetopft und bearbeitet. Die viel zu hohe Spitze setzte ich auf einen Seitenast ab. Apropos Äste, die fehlten fast vollständig. Ob das jemals ein Bonsai wird?

Erlen haben einen überdurchschnittlich hohen Wasserbedarf und dürfen niemals trocken stehen. Das kann im Sommer schon mal zur Herausforderung werden. Ausgiebiges Wässern und starkes Düngen haben sich in der Entwicklung ausgezahlt. Der Baum dankte es mir 2017 mit ordentlichem Zuwachs und einem Ast unten rechts – dieser sollte der zukünftige Richtungsast (Sashieda) werden. 

Wie in den vorangegangenen Jahren musste auch 2018 die Zielsetzung heißen: Entwicklung der Aststruktur. Hauptäste sollten an Umfang und Länge zulegen, Sekundäräste sich bilden. Dazu durfte die Erle das gesamte Jahr durchtreiben. Der Rückschnitt erfolgte im Herbst nach dem Blattfall.

 Das gleiche Spiel setzte sich in 2019 fort. Allerdings bremste ich hier schon gezielt stärkere Bereiche durch einen Schnitt, während schwächere Äste, die sich noch mehr entwickeln sollten, frei wachsen durften. Einige untere Äste wurden zudem mit Spanndrähten positioniert.

 

Im Jahr 2020 bekam der Baum eine flachere, dafür breitere Schale. Außerdem drahtete ich ihn komplett durch und stellte alle Haupt- und Sekundäräste. Im Herbst sah die Erle dann schon fast wie ein richtiger Bonsai aus. 
 

Im Fachhandel erwarb ich 2021 eine Schale eines bekannten deutschen Töpfers, die sowohl von der Form und Glasur als auch von den Maßen wie gemacht für meine Erle war. Im Herbst machte der Bonsai – nach mehrmaligem Rückschnitt während des Jahres – nun mit zunehmender Feinverzweigung und passendem Schuh eine recht ansehnliche Figur. Trotzdem sollte es noch drei weitere Jahre dauern, bis ich mit der Entwicklung umfassend zufrieden war.

Nach nunmehr 9 Jahren Entwicklungszeit bot die Erle 2024 erstmalig die Gelegenheit, einem größeren Publikum gezeigt zu werden. Auf der 3-Nationen-Bonsai-Ausstellung in Differdingen/Luxemburg präsentierte sich der Baum schließlich mit einer fortgeschrittenen Feinverzweigung und verhältnismäßig kleinen Blättern. Diese hatte ich durch wiederkehrenden Rückschnitt einhergehend mit Teilblattschnitt und mit angepasstem Düngen erzielt. Belohnt wurde die Arbeit der vergangenen Jahre mit der Auszeichnung als bester Laubbaum. 

So steht die Erle aktuell im Winterquartier und zeigt ungehindert ihre Aststruktur.

Text und Fotos: Marco Huber

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